15.11.2019
Vier Studierende aus Zittau nahmen an der Summer School der Staatlichen Kulešov-Universität der weißrussischen Stadt Mogilev im September 2019 teil, ermutigt durch begeisterte Berichte zweier IHIler, die bei der ersten Ausgabe 2018 mit dabei. Hier ihr Bericht:
„Liebe Studis,
wenn wir dir einen Tipp geben können, wie du deinem Studium am IHI eine ganz besondere Note verleihst, dann nimm an der Summer School in Belarus teil, denn diese Erfahrung bildete für uns ein ganz besonderes, unvergessliches Highlight. Gut möglich, dass du dich bisher noch nicht ausgiebig mit diesem enorm interessanten, facettenreichen Land, seiner Kultur, seinen Menschen und seiner Geschichte auseinandergesetzt hast – daher bietet Dir dieser Austausch die perfekte Möglichkeit dafür.
Anfang September 2019 ging es für uns zunächst nach Minsk, da man seit diesem Jahr visumfrei über den internationalen Flughafen der Hauptstadt einreisen kann, sodass ein Nachweis über eine Auslandsversicherung und wenige andere Papiere für die Einreise ausreichen.
Wir verbrachten zunächst das Wochenende in der sowjetisch geprägten außergewöhnlichen Großstadt. Hier konnten wir bereits kulinarisch in die Landeskultur eintauchen, indem wir blind auf einer russischen Karte bestellten, was dem ganzen Abenteuer seinen Charme gab (später gab es natürlich auch englische Karten in den Restaurants). Minsk besticht insbesondere durch die Größe der Straßen, Häuser und Plätze, die große Sicherheit, die man verspürt, und die authentische Kultur, die noch nicht von riesigen Touristenmengen beeinträchtigt wurde.
Am darauffolgenden Montag ging es dann für uns mit dem Zug weiter nach Mogilev, wo wir von Vladimir Stavskij empfangen wurden, der von dort an unser Reiseführer, Dozent und Vertrauter war. Er ist Organisator der Sommerschule und trägt das Projekt voller Engagement und Elan.
Gleich nach Ankunft wurden uns die Zweierzimmer im frisch sanierten Studentenwohnheim zugeteilt. Direkt nebenan befand sich zu einer Seite das Unihauptgebäude, wo unsere Seminare stattfanden und zur anderen Seite die Mensa, wo wir meist Frühstück und Mittagessen eingenommen haben. Dies war gleich eine gute Gelegenheit, mehr von der belarussischen Küche zu kosten, die uns allen sehr zugesagt hat. Die ständige Gegenwart von Dill und roter Beete wird uns allen lange im Gedächtnis bleiben.
In den darauffolgenden Tagen hatten wir ein volles und interessantes Programm. Auf unserem Stundenplan standen zahlreiche Lehrveranstaltungen zum Thema Soziologie, aber auch Organisationsstrukturen, Konflikttheorie und Landeskunde über Belarus. Unterrichtssprachen hierbei waren Deutsch oder Englisch. Besonders gefiel es uns immer, wenn die Belarussen ihre persönlichen Erfahrungen mit uns teilten, u.a. zu aktuellen sozialen Problemen, der Katastrophe von Tschernobyl und deren Auswirkungen auf die Bevölkerung bis heute oder dem Verhältnis zum „großen Bruder“ Russland.
Während unserer Zeit in der drittgrößten Stadt des Landes unternahmen wir alle unsere Aktivitäten mit einheimischen Studierenden, die Deutsch und Englisch studierten und so ihre Sprachkenntnisse üben konnten. Wir waren im regen Austausch über unsere Kulturen, was uns nicht nur einmal nachdenklich stimmte. Die verschiedenen Sichtweisen und Erfahrungen haben zu interessanten, wenn auch teilweise etwas zurückhaltend geführten Diskussionen geführt. Der Kontakt bestand über die Kursdauer hinaus, da die belarussischen Studierenden uns stets bei organisatorischen Fragen, aber auch unserer Abendgestaltung zur Seite gestanden haben. So waren die Gespräche und Erkenntnisse über Politik, Kultur und verschiedene Weltsichten, die sich zu abendlicher Stunde in verschiedenen Örtlichkeiten der Stadt ergaben, genauso spannend und bereichernd, wie die Themen unseres Seminars.
Die Universität hat sich gut um unseren Empfang gekümmert und sich im Rahmen einer allgemeinen Vorstellung der Geschichte und Schwerpunkte der Einrichtung und einer Führung durch das kleine Museum der Uni, inklusive eines besonders hergerichteten Teils über den Absolventen Aljaksandr Lukaschenka, seinen ausländischen Gästen präsentiert. Andersherum konnten wir während einer Einführungsveranstaltung die neuen Erstsemester-Studierenden ermutigen, im Rahmen der Möglichkeiten Fremdsprachen zu erlernen und Möglichkeiten zum Austausch wahrzunehmen. Die Bürokratie in der Universität sowie die des Staates waren zwar kleine Hindernisse auf einer sonst sehr reibungslosen Reise, jedoch wurden wir von allen gut Beteiligten unterstützt, sodass die Formalitäten letztendlich keine Ärgernisse, sondern eher Eindrücke der dortigen Strukturen waren.
Neben den Veranstaltungen in der Uni wurde uns auch ein breit gefächertes Freizeitprogramm geboten. Auch hier scheute Vladimir keine Mühen, uns zahlreiche Aspekte seines Landes zu zeigen, und ließ uns mit unendlicher Energie an seinem tiefgehenden Wissen in belarussischer Geschichte teilhaben. Ausflüge in einen Tierpark, die Besichtigung eines SOS Kinderdorfs und des Mogilever Rathauses, stets gemeinsam mit unseren belarussischen Freunden, welche bei Bedarf auch als Übersetzer eingesprungen sind, haben uns ein breit gefächertes Bild von Belarus gegeben. Der ursprüngliche Zeitplan wurde gemeinsam mit uns an unsere Bedürfnisse und Wünsche angepasst.
Die Gastfreundschaft der Belarussen und ihre Aufgeschlossenheit haben uns von Anfang an das Gefühl gegeben, willkommen und in guten Händen zu sein. Das Land war für uns ein sicheres Reiseland und hat sich von seiner besten Seite gezeigt.
Die Summer School bietet einen einzigartigen Eindruck in ein Land, welches man zuvor vielleicht nicht primär auf seiner Bucketlist hatte, aber genau deshalb überrascht es umso mehr mit seiner Schönheit, seiner Geschichte und insbesondere mit der Gastfreundschaft seiner Bevölkerung. Daher können wir Dir nur aus voller Überzeugung ans Herz legen – nutze diese einmalige Chance, ein Land so tiefgründig kennenzulernen und mache dein Studium so zu etwas ganz besonderem.“
Manuel Rist, Simone Sauer, Kathrin Seifert und Marie Weber